
Klimaneutrale Bestattung durch Reerdigung
Im High-Tech-Sarg binnen 40 Tage zu Humus werden
24. Juni 2022
Das Berliner Start-Up „Meine Erde“ bietet Menschen eine völlig neue Art der Bestattungsform an. Sie können sich nach dem Tod in einer Art Hightech Kapsel kompostieren lassen. „Reerdigung“ nennt das Unternehmen diese klimafreundliche Bestattungsmethode. Dabei steht das „Re“ für die Rückgewinnung in den natürlichen Kreislauf.
Bestattung durch Kompostieren des Verstorbenen
Damit ist das Unternehmen der erste Anbieter in Deutschland für diese Art der Bestattung. Bereits vor Jahren ist die US-amerikanische Bestatterin Katrine Spade mit dieser Idee bekannt geworden und bietet die Kompostierung von Verstorbenen erfolgreich mit ihrem Unternehmen Recompose an.
Bislang hatten die Menschen nur zwei Wahlmöglichkeiten für ihren letzten Weg: Entweder Erd- oder Feuerbestattung. Bis zum Durchbruch des Christentums im Römischen Reich wurden die sterblichen Überreste von Toten bis weit in die Spätantike überwiegend verbrannt.
Mit den sich ausbreitenden Religionen Christentum, Judentum und Islam veränderte sich die Bestattungskultur. Schließlich verlangten die Religionen einen intakten Körper für die Bestattung.
Nachdem die Erdbestattung sogar per Dekret von Karl dem Großen im Jahr 789 als verpflichtend in seinem Reich eingeführt wurde, führte der gesellschaftliche Wandel über die folgenden Jahrhunderte und der damit einhergehenden Fortschrittsglaube zu einer immer größer werdenden Akzeptanz der Feuerbestattung.
Vor allem ab den 1920er Jahren gewann diese Art der Bestattung wieder zunehmend an Popularität, da sie auch für Arbeiter erschwinglich war und von der Ärzteschaft als hygienischere Bestattungsform gelobt wurde.
Gut 100 Jahre später, in einer Zeit in der jede Branche versucht nachhaltige und klimaschonende Angebote für ihre Kunden anzubieten, trifft das Berliner Start-Up „Meine Erde“ mit der „Reerdigung“ den Nerv der Zeit.


Auf Grünschnitt, Blumen und Stroh gebettet und im Zusammenspiel von Feuchtigkeit, Sauerstoff und Bakterien, verwandelt sich der Leichnam im abgeschlossenen Metallsarg binnen 40 Tagen zu Humus. Der natürliche Verwesungsprozess wird durch optimale Bedingungen beschleunigt.
Alle paar Tage wird die Hightech-Truhe behutsam gedreht, um absinkende Feuchtigkeit gleichmäßig zu verteilen. Eine Umdrehung dauert fast 90 Minuten. Der Humus kann im Anschluss aus der Truhe entnommen und auf einem Friedhof unter einer dünnen Schicht Friedhofserde ausgelegt werden.
Laut Firmen-Website ist die Reerdigung im Vergleich zu den etablierten Bestattungsformen in Sarg oder Urne deutlich besser fürs Klima. Schließlich verbrauchen Krematorien viel Energie bzw. Erdgas. Pro Leichnam kann man mit circa einer Tonne CO2 rechnen, die der Mensch auf seinem letzten Weg hinterlässt. Vergleichbar mit einem Hin- und Rückflug nach Mallorca.
Der Trend zur Einäscherung nimmt konstant zu. In Deutschland wurden 2020 gut 74 Prozent der Verstorbenen verbrannt. Als Grund werden finanzielle Gründe und Grabpflege angegeben.
Die traditionelle Erdbestattung ist laut der Firmengründer Pablo Metz und Max Huesch wenig nachhaltig. Aufwendig gestaltete Särge aus Holz und anderen Materialien verschlechtern die CO2 Bilanz. Zudem können schädliche Stoffe ins Grundwasser sickern.
„Unsere Reerdigung ist hingegen ein aerober Prozess, in den Kokon geht Luft rein und raus. Dabei entstehen keine Gerüche, kein Gestank“, sagt Pablo Metz. Die Kosten sind mit € 2100 vergleichbar mit einer traditionellen Feuerbestattung.
Bildquelle: Meine Erde
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