UILA Hybrid aus Lastenrad und Elektrofahrzeug
Additive Fertigung unterstützt Transformationsprozess der Mobilität
24. November 2022
Anlässlich der formnext hat das Innovationsstudio nFrontier aus Berlin mit Industriepartnern unter dem Namen UILA letzte Woche ein Hybrid aus einem elektrischen Lastenrad und einem kleinen Elektromobil (EV) vorgestellt. Das Fahrzeug wurde teilweise 3D-gedruckt, was die zunehmende Bedeutung der additiven Fertigung als Produktionstechnik in der Fahrzeugindustrie zeigt.
Disruptive Technologien für nachhaltige Mobilität mit Lastenrad
Wer schon einmal in den dichtbesiedelten Regionen Südostasiens unterwegs war, dem wird die große Bedeutung von Motorrädern und Rollern im innerstädtischen Straßenverkehr im Gedächtnis geblieben sein. Vor allem aus Platzmangel aber auch aus Kostengründen sind zum Beispiel in Vietnam große Teile der Gesellschaft mit motorisierten Zweirädern unterwegs.
Doch in den Schwellen- und Industrienationen hat die Transformation in Richtung elektrischer Mobilität längst begonnen. Und so werden die konventionellen Antriebe in den nächsten 10-15 Jahren elektrischen Lösungen weichen. Aktuelle Studien gehen davon aus, dass bis 2040 weltweit mehr als 750 Millionen elektrische Zwei- und Dreiräder emissionsfrei unterwegs sein werden.
„UILA ist unsere Antwort auf die drängendsten Probleme unserer Zeit wie den Klimawandel und die aktuelle Energiekrise. UILA verändert nicht nur die Art und Weise, wie wir pendeln, sondern bietet eine wirklich nachhaltige, zukunftsweisende Mobilitätslösung. Gleichzeitig verfügt das Fahrzeug über digitale Funktionen, die weit über die derzeitigen Standards der Fahrradindustrie hinausgehen“, erläutert Daniel Büning (CEO von nFrontier) die Zielsetzung bei der Entwicklung.
Bei einer Reichweite von 60-70 km beschleunigt das Lastenrad mit seinem kettenlosen elektrischen Antriebsstrang auf eine Spitzengeschwindigkeit von 25 km/h. Mit einer Länge von 230 cm, einer Höhe von 170 cm und einem Gewicht von 70 kg bietet der vierrädrige Zweisitzer eine Nutzlast von bis zu 250 kg.
Technisch gesehen handelt es sich bei einem Fahrzeug mit einem pedalbetriebenen Antriebsstrang und vergleichbaren Abmessungen um ein Fahrrad, das auf Radwegen gefahren werden kann. Dabei ist kein Führerschein erforderlich.
Im Gegensatz zu konventionellen Lastenrädern bietet UILA zusätzlichen Komfort, der sonst nur in kleinen Elektrofahrzeugen zu finden ist: ein modernes Infotainmentsystem, einschließlich BYOD-Funktionalitäten (Smartphone), mit denen die internen Displays verbunden werden können. Mit Hilfe der UILA-App können Nutzer das geparkte Lastenrad anrufen, damit es autonom zu ihnen fährt („Come to me Mode“) oder ohne Fahrer folgt („Follow me Mode“).
„UILA ist als digitales Gerät mit vielen nützlichen digitalen Funktionen konzipiert, die eine Fahrt von A nach B angenehmer machen: ein ‚urbanes Gerät‘. Erst diese Funktionen bringen das volle Potenzial von UILA als ein den Stadtverkehr nachhaltig veränderndes Fahrzeug zum Tragen“, fügt Dr. Stephan Beyer (CVO von nFrontier) hinzu.
Als wichtiger Industriepartner hat der 3D-Druckspezialist Stratasys die Entwicklung mit nFrontier vorangetrieben. So zeigt UILA auf eindrucksvolle Weise, wie die additive Produktion nicht nur im Innovationsprozess die Entwicklungszeiten in den letzten Jahren deutlich verkürzt hat, sondern in Zukunft auch die industrielle Produktion verändern wird.
So wurden großformatige Karosserieteile mittels Stratasys FDM-Technologie umgesetzt und die Herstellungskosten im Vergleich zu konventioneller Fertigung deutlich reduziert. Das nFrontier-Team hat UILA zudem so konzipiert, dass auch bei größeren Stückzahlen 3D-gedruckte Bauteile im Produktionsprozess verwendet werden können.
Die Fertigung könnte auf pulverbasierte AM-Technologien und/oder auf Systeme mit Photopolymerbasis umgestellt werden. Letztendlich werden auf diese Weise eine Vielzahl von Bauteilen in wenige komplexe Komponenten mit weniger Material reduziert. Zudem würde das Lastenrad in den Märkten vor Ort produziert werden können, was Lieferketten vereinfacht und CO2-Emissionen reduziert.
Das Konzeptfahrzeug ist ein Musterbeispiel für die Integration disruptiver Technologien in eine nachhaltige Mobilitätslösung. Gemeinsam mit renommierten Entwicklungs- und Fertigungspartnern bereitet nFrontier die UILA Serienproduktion und Verkehrszulassung in Deutschland für 2024 vor.
Bild: UILA soll 2024 in Serie produziert werden, unter anderem unter Verwendung additive Fertigungstechnologien (Quelle: Stratasys, nFrontier)
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