
Soldatenfliegen als Proteinquelle
Bremer Start-Up Farmcycle setzt auf klimafreundliches Nutztierfutter aus Insekten
27. Oktober 2021
Die Menschen müssen in den nächsten Jahren den Ausstoß von CO2-Emissionen erheblich reduzieren, um den Klimawandel zu begrenzen. Neben Energie und Mobilität steht zunehmend die Ernährung im Fokus von Neuentwicklungen, da die Massentierhaltung einen erheblichen Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß hat und für die Zerstörung von artenreichen Lebensräumen mitverantwortlich ist. Als Alternative zu Soja als Proteinquelle für Schweine und Hühner zum Beispiel hat das Bremer Start-up Farmcycle die Schwarze Soldatenfliege ausgemacht. Es wurde damit für den Bremer Umweltpreis 2021 nominiert.
Fliegenlarven wachsen schneller als Mehlwürmer
Nutztiere wie Schweine und Hühner benötigen Proteine im Futter. Dieses wird in aller Regel in Form von Fischmehl oder Soja dem Futter beigemischt. Nach Angaben des Statistischem Bundesamts führte Deutschland rund 3,6 Millionen Tonnen Soja ein. Das sorgt immer wieder für Kritik, da für den Anbau artenreiche Lebensräume zerstört werden und die langen Transportwege für einen hohen CO2-Ausstoß stehen.
Als Alternative sehen die drei Gründer des Start-ups Farmcycle die Larven der Schwarze Soldatenfliege. Denn sie wachsen deutlich schneller als zum Beispiel Mehlwürmer. „Wir stellen aus organischen Reststoffen hochwertiges Protein für die Tierernährung her – ohne lange Transportwege“, erläutert Geschäftsführer und Agraringenieur Florian Berendt das Geschäftsmodell. Dafür hat das Bremer Unternehmen den sogenannten „Lovecage“ entwickelt, in dem 30°C bei einer Luftfeuchtigkeit von 70% herrschen, ideale Bedingungen für die Fliege.

Die Insekten schwirren um eine LED-Lampe, sitzen auf von der Decke hängenden Tarnnetzen oder Holzplatten und legen ihre Eier. Damit die Larven schön dick und groß werden, liegen sie in Kisten mit einem Brei aus organischen Abfällen wie Obst, Gemüse, Kaffee, Biertreber oder Molkereiprodukten. Es sind Produkte aus der Region, die auf dem Großmarkt, im Bio-Einzelhandel oder auf dem Wochenmarkt nicht mehr verkauft werden können und in der Biogasanlage gelandet wären. Im besten Fall bekommt das Unternehmen sogar Geld für die Abnahme der organischen Abfälle.
Für die Mast werden die Larven in den „Bioreaktor“ der Farmcycle GmbH gebracht. Das ist ein 70 Meter langer Containerschlauch, der auf dem Hof steht. „Die Idee ist, dass die Larvenproduktion künftig auch dezentral vor Ort in den landwirtschaftlichen Betrieben erfolgt und sie dann zur Verarbeitung auf die Farm in Bremen gebracht werden“, erklärt Florian Berendt das Konzept.
Sind die Larven groß genug, werden sie vom Substrat getrennt und getrocknet. Die Larven haben einen hohen Protein- und Fettanteil, der über die Ernährung gesteuert werden kann. Die Fliegenlarven sind nicht nur als alternative Proteinquelle in Futter für Schweine und Geflügel interessant, sondern können auch für Haustiere genutzt werden.
Bild (oben): Die Larven wachsen zehn bis 15 Tage auf einem Substrat aus organischen Abfällen. Danach sind sie groß genug und werden getrocknet (Quelle: WFB, Foto: Jens Lehmkühler)
Bild (unten): Die Schwarze Soldatenfliege wird im „Lovecage“ gehalten (Quelle: WFB, Foto: Jens Lehmkühler)
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