Ziegelstein aus Urin
Zementfreie Baumaterialien in einem biochemischen Prozess
29. Oktober 2018
![](https://www.haute-innovation.com/wp-content/uploads/2020/11/UrineStone-uai-258x163.jpg)
An der Universität in Kapstadt erproben Wissenschaftler derzeit Methoden, wie man aus Urin nachhaltige Baumaterialien herstellen kann. Die ungewöhnliche Entwicklung besteht zum Großteil aus der klassischen Zutat Sand, wird jedoch nicht mit Wasser und Zement gebunden sondern mit einer Bakterienmischung und Urin.
Urin-Ziegelsteine können bei Zimmertemperatur produziert werden
Dabei trennen die Bakterien in einem biochemischen Prozess namens „mikrobielle Karbonatausfällung“ den Harnstoff aus dem Urin und bilden sich zu Kalziumkarbonat aus. So entstehen bei Zimmertemperatur feste Brücken, die den Sand zu einem stabilen hellgrauen Verbund zusammenhalten.
Anhänger von nachhaltigen Baumaterialien wird dieses Verfahren bekannt vorkommen. Denn bereits 2012 hat das Unternehmen bioMASON einen Stein vorgestellt, der auf dem gleichen Prinzip basiert. Firmengründerin Krieg Dosier hat sich ebenfalls für einen kalzitbildenden Bakterienstamm entschieden, der auch für das Wachstum von Steinkorallen verantwortlich ist.
Nach Angaben der südafrikanischen Forscher liegt die Innovation ihrer Entwicklung in der Nutzung des Urins in seiner natürlichen Form. Es wurde nicht synthetisiert und bedarf folglich weniger Energie. Im Gegensatz zu bioMASON, die bereits erfolgreich eine professionelle Produktion auf die Beine stellen konnte, steht den Wissenschaftlern aus Kapstadt noch eine lange Entwicklungs- bzw. Optimierungsphase bevor.
Hauptziel ist es, den Anteil von Urin so weit wie möglich zu senken. Bislang benötigen die Forscher nämlich gut 25-30 Liter für einen Stein. Bei einer durchschnittlichen Ausscheidungsmenge von 200-300 Millilitern pro Toilettengang, ein nicht unerheblicher Sammelaufwand. Zudem soll auch an der Stabilität des Steines gearbeitet werden.
Nach dem jetzigen Stand der Forschung liegt der im Vergleich zu einem herkömmlichen Kalkziegelstein bei gut 40%. Auch wenn die Entwicklung wieder zahlreiche Kritiker auf den Plan rufen wird, die die Forscher belächeln und als Spielerei abtun: Zementfreie Baumaterialien sind für das erfolgreiche Gelingen der angestrebten Rohstoff- und Energiewende alternativlos!
Bildquelle: University of Cape Town
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