Tierfreie Lederalternative mit Kaffee-Silberhäuten
Volkswagen entwickelt Kaffeeleder für Fahrzeuginnenräume
3. November 2021
Ob Stoffbezüge aus Ananasfasern, Lederalternativen aus Kaktuszellulose oder technische Textilien aus Bananenfasern: Zahlreiche Entwicklungen zu nachhaltigen Textilien und Interiormaterialien haben in den letzten Jahren den Weg in den Markt gefunden. Diese finden jedoch nicht nur in der Bekleidungs-, Taschen- und Möbelindustrie Anklang sondern rücken aktuell auch bei den Automobilherstellern in den Fokus, um den CO2-Fußabdruck bei der Produktion eines Fahrzeugs zu senken. So arbeitet man bei der Volkswagen Group Innovation daran, Reststoffe einer Kaffeerösterei als Füllstoff für Kunstleder zu verwenden.
Silberhaut der Kaffeebohne fällt bei Röstung als Restprodukt an
Leder gehört zu den klassischen Werkstoffen für Fahrzeuginnenräume und wird beispielsweise als Sitzbezug, für Armauflagen, Zierverkleidungen und auf Lenkrädern genutzt. Als ökologische Alternative zählen Kunstleder mit einem hohen Anteil biologischer Materialien. Dabei besteht Kunstleder aus einem mehrschichtigen Aufbau, mit einem textilen Rücken, Füllmaterialien und der eigentlichen Oberflächen-Deckschicht.
„Wir betrachten verschiedene Materialien, die es uns erlauben, kurzfristig den Bio-Anteil in Kunstleder zu erhöhen. Dabei liegt es auf der Hand, bei den Füllmaterialien anzusetzen“, erläutert Dr. Martina Gottschling die Vorgehensweise bei Volkswagen zur Entwicklung eines Kaffeeleders.
Bei der Röstung von Kaffeebohnen fällt die sogenannte Silberhaut als Reststoff an, die ursprünglich die Kaffeebohne umschließt. In der Regel werden die trockenen Pergamenthäutchen verbrannt oder kompostiert, ein kleiner Teil wird zu Düngestäbchen verarbeitet. Aufgrund ihres Restkoffeingehalts eignen sich Silberhäutchen nicht als Tierfutter.
In Kooperation mit der Kaffeerösterei Heimbs aus Braunschweig testet Volkswagen, ob Silberhäutchen als Füllstoff für Kaffee-Kunstleder genutzt werden kann. Dabei soll ein Lederersatz entstehen, der über viele Jahre hohe Belastungen standhält und ein Fahrzeugleben lang seine optischen und haptischen Eigenschaften beibehält.
„In den bisherigen Tests zeigt sich die Haltbarkeit von Kaffeeleder vergleichbar der von bewährten Kunstlederarten“, sagt Martina Gottschling. „Die bisherigen Materialproben des Kunstleders erreichen einen Anteil biologischer Materialien von mehr als 50 Prozent – ein hervorragender Wert. Dazu zählt neben dem Füllstoff mit seinem Kaffee-Reststoffanteil auch der textile Rücken, der bereits aus nachwachsenden Rohstoffen besteht.“
Die nächsten Schritte bestehen nun darin, nach erfolgten Materialtests der Volkswagen Entwicklung ein Material zur Verfügung zu stellen, das sich für den Einsatz in der Großserie eignet. Dabei geht es beispielsweise um die gewünschte Haptik und Oberflächennarbung und in der Folge um die Serien-Adaption und um Synchronisierung der Lieferwege. In Prototypen könnte das tierfreie Kunstleder mit seinem hohen Anteil biologischer Materialien bereits in zwei Jahren auf Autositzen und Armlehnen spannen.
Bildquelle: Volkswagen
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