BioCouture

Flächentextilien aus Bakterienzellulose

17. April 2011

Die Zellulosefaser ist eines der wichtigsten Fasermaterialien der Textilindustrie. An der Central Saint Martins University of Arts in London untersucht Suzanne Lee, wie Mikroben durch Fermentation auf bakterielle Weise Zellulose spinnen und ganze Kleidungsstücke organisch wachsen lassen können. Die Bakterien werden mit Zucker gefüttert und erzeugen innerhalb von 2-3 Wochen ein gel-artiges Flächentextil mit Dicken von bis zu 1,5 cm. Nach dem Trocknen fühlt sich dieses an wie pflanzliche Haut und kann vollständig kompostiert werden.

Hochkomplexe dreidimensionale Nanostruktur

Bakteriell erzeugte Zellulose ist allerdings keine Neuigkeit sondern schon seit 1886 bekannt. Eine ganze Reihe von Bakterienstämmen hat die Eigenschaft, mikroskopische Zellulosefäden zu erzeugen und zu Bändern zu verdichten. Im Vergleich zu pflanzlicher Zellulose ist bakteriell erzeugte Zellulose feiner und weist eine hochkomplexe dreidimensionale Nanostruktur auf. Zudem sind keine Begleitstoffe wie etwa Lignin enthalten, was die Fasern hochflexibel werden lässt. Bakterienzellulose kann in nahezu jede Form hineinwachsen und auf einer Vielzahl von Substraten hergestellt werden. Der verwendete Bakterienstamm sowie die Art des Substrats bestimmen die Qualität und Dichte des entstehenden Flächentextils. Bemerkenswert ist die unter Feuchte hohe mechanische Festigkeit.

Das langsame Wachstum sowie der im Vergleich mit pflanzlicher Zellulose etwa 100 Mal höhere Preis verhindern bislang die weite industrielle Verwendung. Auf Grund der sehr guten Biokompatibilität und hohen Reinheit hat Bakterienzellulose Einzug in den medizinischen Bereich zum Beispiel zur Behandlung von Wunden gefunden. Auch als Weichteilersatz hat es sich bewährt. Die besonders langen Fasern sind bestens zur Herstellung hochwertigen Papiers geeignet. Unter Lebensmitteln kennt man Bakterienzellulose vom Dessert Nata de Coco. Sony hat jüngst bakteriell erzeugte Zellulose als akustischer Membran in High-End-Kopfhörern verwendet. Beim fzmb können bereits fertige Bakterienzellulose-Schichten bezogen werden.

www.fzmb.de

Bildquelle: Suzanne Lee