Nachhaltigkeit bei der Material- und Werkstoffherstellung

Beatrix Boldt von BioCom im Gespräch mit Hon.-Prof. Dr. Sascha Peters

Dezember 2020
BioCom im Auftrag des BMBF

Sascha Peters ist Materialexperte und Trendscouts für neue Technologien. Er ist überzeugt: Die Rückführung der Ressourcen muss schon bei der Produktgestaltung bedacht werden. Denn Materialien und Werkstoffe müssen heute immer mehr leisten, sie sollen gleichzeitig aber auch umweltfreundlich und nachhaltig sein. Im Gespräch mit Beatrix Boldt von BioCom stellt er einige Aspekte zur Nachhaltigkeit in der Werkstoffproduktion dar.

Auszug aus dem Gespräch

BioCom: Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit bei der Material- und Werkstoffherstellung?

Sascha Peters: Die Bedeutung für Nachhaltigkeitsfragen ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Allerdings gilt das nicht für alle Industrien gleichermaßen. Grundsätzlich können wir beobachten, dass die Unternehmen sich immer dann bewegen, wenn entweder der Kunde deutlich den Wunsch nach nachhaltigen Produkten äußert oder gesetzliche Vorgaben das System in Bewegung bringen. Wir raten dabei nicht, einzelne Punkte wie die Materialherstellung besonders hervorzuheben. Wenn man etwas erreichen will, muss man den gesamten Lebenszyklus der Produkte betrachten bis hin zur Entsorgung. Wird die Rückführung der Ressourcen nicht von Anfang an mitgedacht, wird es mit einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft schwierig.

BioCom: Welche Branche gilt hier als Innovationstreiber?

Sascha Peters: Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Gesetzliche Vorgaben und die Wettbewerbssituation haben dazu geführt, dass die Automobilindustrie und auch die Verpackungsindustrie gerade deutliche Sprünge in Richtung Nachhaltigkeit machen. Bei der Textil- und der Bauwirtschaft haben wir aber noch deutlich Luft nach oben. Vor allem die Trennung der Verantwortung von Produktion und Entsorgung in den Wertschöpfungsketten führt dazu, dass die Nachhaltigkeit und der Kreislaufgedanke selten Beachtung finden. Dies sehen wir in der Textilindustrie sehr deutlich.

BioCom: Wie können Material- und Werkstoffhersteller dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft gerecht werden und welche Rolle spielen dabei die Designer?

Sascha Peters: Viele verschiedene Materialien, die dann auch noch verklebt werden, sind Gift für die Kreislaufwirtschaft. Alles was sich am Ende nicht auf einfache Weise trennen lässt, kann auch dem Kreislauf nicht wieder zugeführt werden. Die Recyclingwirtschaft hat in der Vergangenheit ihre Anlagen verbessert, doch am Ende helfen Produkte mit reduzierter Materialvielfalt oder solche aus nur einem Material (Monomaterial). Designer können hier helfen, schon bei der Produktgestaltung die Entsorgung gleich mitzudenken. Vor allem sollte auf Materialien gesetzt werden, die bei ihrer Herstellung wenig CO2-Emissionen hervorrufen. Dieser Faktor wird in Zukunft an Bedeutung gewinnen.

Das gesamte Gespräch wurde veröffentlicht unter: www.biooekonomie.de

Bild: 3D-Druckfilament aus Algenfasern (Eric Klarenbeek, LUMA Arles, France)