So biegsam wie Granit
Neue Anwendungsfelder von Gesteinswerkstoffen und Betonen
form 220
Mai/Juni 2008
Verlag
Birkhäuser (Basel)
Gesteinswerkstoffe und Beton gehören zu den ältesten Materialien überhaupt, wenn es darum geht, Gebrauchsgegenstände und Gebäude herzustellen. Umso erstaunlicher, dass gerade jetzt so viele neue Entwicklungen und Anwendungsmöglichkeiten für Designer auf den Markt kommen.
Wer heutzutage einer Küche oder einem Bad besondere Wertigkeit verleihen will, der greift auf Beton und Gesteinswerkstoffe zurück. Designer formen große monolithische Arbeitsplatten daraus und Waschbecken, in denen sich der Verlauf des Wassers in der Oberfläche abzeichnet. Doch Gesteinswerkstoffe werden auch in ganz anderen Bereichen immer beliebter, weil präzisere Fertigungsverfahren und Materialinnovationen neue Möglichkeiten bieten. Man denke nur an gießbares Corian, den lichtdurchlässigen Beton Litracon oder Steinfurniere für Möbel und Fassaden, wie sie Richter Furniertechnik anbietet.
Wie es scheint, ist das Potential dieser Materialien noch längst nicht erschlossen. Die Hamburger Designerin Alexa Lixfeld beispielsweise verwendet Beton seit kurzem als Material im Produkt-Design, und zwar ganz anders als bisher. Was früher zu massiven Objekten führte, deren Formensprache durch die einzuhaltende Mindestwanddicke stark eingeschränkt war, kann heute zu ganz anderen Ergebnissen führen: Lixfeld kombiniert den Beton mit einer besonderen Beschichtung und ermöglicht so filigrane Bauteile und glatt glänzendes Geschirr, das eine wasserabweisende Oberfläche und eine außergewöhnliche Wirkung hat.
Bis vor kurzem unvorstellbar waren auch die Eigenschaften, die das Münchner Unternehmen Technocarbon dem Material Granit verleiht: Es lässt sich biegen. Karbonfaserstein (CFS) ist der Name des Verbundwerkstoffs aus einem Naturstein, der von einem Karbonfaserlaminat ummantelt wird. Dieses schützt vor extremen Beanspruchungen und sorgt dafür, dass der Stein selbst unter Schockeinwirkung nicht bricht. Das Material kann ohne Beschädigung gebogen werden und kehrt nach der Auslenkung in seine Ausgangsform zurück. Die schwingungsdämpfenden Eigenschaften von CFS könnte man für eine ganze Reihe von dynamischen Anwendungen nutzen, etwa Windkraftanlagen, Fahrzeugkarossen und Sportgeräte; bisher hat man daraus Skier hergestellt. Zu den Neuentwicklungen bei Gesteinswerkstoffen zählt auch die Nanotechnologie. Die Mailänder Verwaltung hat bereits angekündigt, den Straßenasphalt ihrer smoggeplagten Stadt mit photokatalytischem Nanotitandioxid auszustatten und die Partikel zur Säuberung der Luft zu benutzen. Auf diese Weise soll die Abgasbelastung um die Hälfte reduziert werden. Ein Effekt, der bereits bei Glasfassaden und Wandanstrichen erfolgreich getestet und im Markt etabliert wurde. Die Umwelt dankt!
www.alexalixfeld.com
www.technocarbon.de
www.richter-veneertech.com
www.paxmann.de
www.corian.de
Bildquelle: Alexa Lixfeld
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