Kunststoffe zwischen Multifunktion und Leichtbau

Innovatives von der K Messe

form 236
Januar/Februar 2011


Verlag

Birkhäuser (Basel)

Drohende Rohstoff-Engpässe bei seltenen Metallen, Öl und Erdgas sind derzeit eines der beherrschenden Themen in der Materialbranche. Auch die Aussteller der K 2010 in Düsseldorf widmeten sich vor allem den Themen Ressourcenschonung und biobasierte Kunststoffe. Auch Multifunktionsmaterialien sind im Kommen.

Im Mittelpunkt der Sonderschau „Visions in Polymers“ bei der K 2010 in Düsseldorf standen dann auch die Potenziale von Kunststoffen zur Steigerung der Energieeffizienz. Innovative Polymerlösungen verbessern etwa die Wärmedämmung von Gebäuden, sind vielfach Kernelement von Leichtbaukonstruktionen für Flugzeuge oder Windkraftanlagen und finden als Folienmaterial in Brennstoffzellen oder Fotovoltaik-Elementen Verwendung. Interessante Lösungen für diese Bereiche bieten hier unter anderem Solvay, Bayer MaterialScience oder Albis Plastic.

Dass eine Gewichtsminimierung unerlässlich ist, um etwa Elektroautos den Weg in den Markt zu ebnen, ist klar. Als Reaktion zeigte Evonik Industries am Beispiel des Rennfahrzeugs Lotus, wie durch die Verwendung von PMMA und hochfesten Polyamiden in der kompletten Karosserie das Gesamtgewicht um 75 Kilogramm reduziert werden kann. Ein geringerer Verbrauch wird hier zudem durch den Einsatz innovativer Öladditive erreicht; den Starterstrom liefert eine LithiumIonen Batterie, die unter Einsatz neuer Polymerwerkstoffe um 65 Prozent leichter ist als herkömmliche Bleibatterien.

In den letzten Monaten haben sich einige Hersteller auch an die Ausweitung ihrer Angebote an Biopolymeren und naturfaserverstärkten Kunststoffen gemacht. Fkur zum Beispiel hat für Spritzgieß- und Folienanwendungen neue Rezepturen auf Basis von PLA und Zellulose entwickelt, die vor allem Anwendungen in Mehrschichtverbünden und Tiefkühlverpackungen möglich machen. Zudem wurden neue Zelluloseester-Compounds mit exzellenter Wärmeformbeständigkeit von bis zu 115 Grad Celsius präsentiert, die den Einsatz von Biokunststoffen im Elektronik- und Haushaltsgerätesektor vorantreiben werden.

Zu den herausragenden Beispielen neuer Funktionsmaterialien zählten auf der Messe die Entwicklungen des Fraunhofer-Instituts Umsicht aus Oberhausen: Selbstheilende Polymere, Adhäsionsoberflächen nach Vorbild der Haftorgane von Insekten, selbstschärfende Schneidwerkzeuge oder minimalabrasive Strukturen ähnlich der Haut des Sandfisches dienen vor allem der Verhinderung des Ausfalls von Maschinen und Produktionsanlagen. Weitere Einsatzgebiete harren hier ihrer Erforschung.

www.solvey.de
www.albis.com
www.evonik.com
www.fkur.de
www.umsicht.fraunhofer.de

Bildquelle: Evonik