Zweites Leben dank 3D
Green Critic Kolumne
md Magazin
4-2020
Verlag
Konradin Medien (Stuttgart)
Aus Recyclingkunststoffen und Biomaterialien entstehen im 3D-Druck marktreife Produkte. Nicht zuletzt dank größerer Drucker. Die additive Fertigung eignet sich für viele Branchen.
Roboterarmgeführter Druckkopf
Ein herausragendes Beispiel ist das Sett CE Sofa von Peter van de Water, das Ende 2019 mit dem Dutch Design Award ausgezeichnet wurde. Es wird von Gispen in den Niederlanden zu 95% aus recycelten Kunststoffabfällen aus der Produktion des Unternehmens zum Beispiel von Schranktüren und Verpackungsmaterialien hergestellt. Der Rahmen bzw. die Unterkonstruktion des Sofas wird mit einem roboterarmgeführten 3D-Drucker des Start-Ups 10XL, das sich auf die additive Fertigung von Produkten in einer Circular Economy spezialisiert hat, gefertigt. Gipsen gibt an, den Kunststoffabfall bis zu zehn Mal wieder verwenden und zu Designprodukten verarbeiten zu können.
Eine andere Entwicklung aus dem Möbelbereich kommt vom Designer Joachim Froment aus Brüssel. Unter dem Namen „Strats“ hat er eine Kollektion bestehend aus einem Loungechair, einem Stuhl, Hocker und Tisch entwickelt. Unter Verwendung von lokalem Plastikmüll werden die Möbel mit einem Großdrucker von Colossus in Brüssel nach Kundenbestellung in weniger als 2 Stunden gedruckt. Der Drucker arbeitet mit Kunststoffgranulat und ist in einen Container integriert, um ihn unkompliziert transportieren und strategisch so aufstellen zu können, dass der Kunststoffabfall dort verwendet wird, wo er anfällt.
Dass sich die additive Fertigung auch für den Sanitärbereich eignet hat der Armaturenhersteller American Standard aus den USA mit der Vorstellung der weltweit ersten 3D gedruckten metallischen Badarmaturen bereits 2015 gezeigt. Wirtschaftlich schien der Individualisierungsgedanke damals nur für sehr Vermögende umsetzbar zu sein. Doch in der Zwischenzeit hat sich einiges bei den Druckern getan, so dass die additive Fertigung auch in den Sanitärbereich Einzug erhält. Das Start-Up Sandhelden aus Gersthofen bei Augsburg bietet 3D-gedruckte Waschbecken und Badewannen aus Sand an. Neben dem Individualisierungsgedanken der additiven Fertigung hat Sand nicht nur Festigkeitsqualitäten sondern bietet auch den Vorteil, dass es Wärme sehr gut speichern kann.
Der vollständige Artikel ist in der Aprilausgabe 2020 des md Magazins erschienen.
Bild: 3D-gedruckte Unterkonstruktion des Sett CE Sofas (Quelle: Gispen)
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