Glasklare Sache
Neue Glaswerkstoffe für Design und Architektur
form 234
September/Oktober 2010
Verlag
Birkhäuser (Basel)
Glas wurde bereits um 1.500 v. Chr. in Ägypten als Werkstoff für Gefäße und Schmuck genutzt. Heutzutage sind die Anwendungen weit vielfältiger – und das althergebrachte Material macht zudem durch zahlreiche Neuentwicklungen von sich reden.
So können Glasoberflächen heute durch nanotechnisch erzeugte Beschichtungen multifunktionale Eigenschaften erhalten. Wasser- und schmutzabweisende Fassaden gehören dabei inzwischen fast zum Standard; neu ist unter anderem Pro.Glass® Barrier UV, eine optisch neutrale, hoch wirksame Sperrschicht für UV-Licht von Nanogate: Empfindliche Kunstwerke und Objekte können durch sie vor UV-Strahlung geschützt werden, zudem verleihen die Beschichtungen dem Glas Kratzfestigkeit und erleichtern die Reinigung.
Glas spielt auch eine wichtige Rolle bei der Erschließung regenerativer Energiequellen: Solarthermische Anlagen bündeln Lichtstrahlung mithilfe von Parabolspiegeln und nutzen die entstehende Wärme zur Stromerzeugung – bekanntestes Großprojekt in diesem Bereich ist die geplante Desertec-Anlage in Nordafrika. Das jeweils in der Brennlinie der Parabolspiegelsysteme liegende Receiverrohr ist besonders hohen Temperaturschwankungen ausgesetzt, was Konstrukteure bisher vor große Probleme stellte. Die Firma Schott hat dafür jetzt eine Lösung parat: Ihr neuer Receiver besteht aus einem beschichteten Absorberrohr aus Metall, das in ein vakuumdichtes Glasrohr eingebettet ist. Um die unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten von Glas und Metall auszugleichen, wurde ein spezieller Glastyp entwickelt, der eine ähnliche Wärmedehnung aufweist wie das Metall. Ein Faltenbalg kompensiert zudem die unterschiedliche Längenausdehnung von Glashülle und Absorberrohr und verbindet die Teile spannungsfrei.
Neben den funktionalen Aspekten sind für Gestalter natürlich auch die formalen Qualitäten von Glas wichtig. Im Fassadenbau werden etwa immer häufiger geschwungene und gebogene Geometrien aus Glas entworfen und umgesetzt. Von Glasspezialisten wie Döring Glas wurden dafür in den letzten Jahren Bearbeitungstechniken weiterentwickelt, mit denen man Glasplatten unter Wärme und Druck in konische, zylindrische oder sphärische Formen biegen kann.
Auch das allgegenwärtige Thema Nachhaltigkeit beeinflusst die Glashersteller. Dass sich Glasprodukte mit einer hochwertigen Ästhetik auch aus Altglas herstellen lassen, zeigt etwa der Hersteller Coverings Etc aus den USA mit seinem Bio-Glass: Da bei der energieeffizienten Herstellung weder Additive noch Farbmittel verwendet werden, kann es voll-ständig recycelt werden. Das Öko-Material wurde in diesem Jahr unter anderem mit dem Red Dot und dem Cradle-to-Cradle Award in Silber ausgezeichnet.
www.nanogate.de
www.schott.com
www.doeringglas.de
www.coveringsetc.com
Bildquelle: Coverings etc
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