Neptunbälle
Wärmedämmung aus dem Meer
17. Juli 2010
Man findet sie an den Küsten Süditaliens, Tunesiens und auf Sizilien. Neptunbälle sind verfilzte Seegraskugeln der Pflanze Posidonia oceanica mit einigen für das Baugewerbe außergewöhnlichen Eigenschaften. Neben sehr guten Wärmedämmwerten sind sie vor allem eines: Auf natürliche Weise „schlecht entflammbar“ (Baustoffklasse B2) und damit geeignet zur Reduzierung von Wärmeverlusten an der Gebäudehülle; z.B. zur Zwischensparrendämmung in Steildächern, Fassadendämmung oder zur Isolierung von Innenwänden.
Neptunfasern mit sommerlichem Hitzeschutz
Die Wärmeleitung liegt 0,043 W/mK. Da Neptunbälle keine Eiweiße und nur wenig Salze enthalten (Anteil: 0,5–2 %), verrottet der Dämmstoff kaum. Zudem weisen die Seegrasfasern keine gesundheitsgefährdenden Eigenschaften auf und haben sehr gute Abschirmeigenschaften vor elektromagnetischer Strahlung. Das ECO-Institut in Köln hat dies in aufwändigen Untersuchungen nachgewiesen. Bei Aufnahme von Wasserdampf ändern sich die Dämmeigenschaften nur wenig. Als Dämmwerkstoff werden Seegrasbälle seit 2009 unter dem Namen Neptutherm vermarktet. Neptutherm hat die bauaufsichtliche Zulassung für das Aufschütten und Stopfen bereits erhalten.
Eine äußerst positive Überraschung ergab die Ermittlung der spezifischen Wärmespeicherkapazität des Naturdämmstoffs durch das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP in Holzkirchen. Je höher dieser Wert ist, desto besser speichert der Dämmstoff die in ihn eingedrungene Wärme und desto besser schützt er das Gebäude vor der Hitze des Sommers. Der ermittelte Wert 2.502 J/kgK ist fast 20 % höher als bei Holz und Holzwerkstoffen, die bislang die Rangliste in puncto sommerlicher Hitzeschutz angeführt hatten. Eine weitere ganz besondere Qualität des wertvollen Meeresabfalls ist es, dass für die Herstellung des Dämmstoffs kaum Energie investiert werden muss.
Der Primärenergieverbrauch liegt incl. Transport bei NeptuTherm deutlich niedriger als bei allen anderen Dämmstoffen. Auch die Entsorgung bei einem späteren Abbruch ist völlig unproblematisch. Sie können zur Auflockerung des Bodens einfach unter die Gartenerde geharkt werden – wofür Prof. Meier übrigens ein europäisches Patent besitzt. Es gibt kein anderes Produkt, dessen Entsorgung so nachhaltig und unbedenklich ist!
NeptuTherm wurde inzwischen bereits in verschiedenen Neubau- und Sanierungsprojekten bestens bewährt. Zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT in Pfinztal und weiteren Forschungspartnern soll nun noch eine feste, ökologisch einwandfreie Platte entwickelt werden, um komplette Systeme für die Dach-, Fassaden-, Innen- und Kellerdeckendämmung aus dem Fasermaterial anbieten zu können.
Der Dämmstoff aus dem Meer wird in der Regel von Fachbetrieben verbaut, lässt sich aber auch in Eigenleistung verarbeiten. Das fachgerechte Stopfen der Wolle als Dach-, Innen- oder Fassadendämmung sowie das Aufbringen auf die oberste Geschossdecke ist kinderleicht. Sie erhalten NeptuTherm direkt vom Hersteller oder über speziell geschulte Vertriebspartnern. Der Naturdämmstoff ist durchaus bezahlbar: So kosten zum Beispiel 20 cm Dämmstärke in der Wand, als Zwischensparrendämmung oder Dämmung der obersten Geschossdecke für den Endkunden 28,- €/m2 zzgl. MWSt und Versandkosten.
Bildquelle: Richard Meier
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