Earthship Architektur aus Abfällen
In Baden-Württemberg wird das erste Erdschiff aus Müll gebaut
8. Januar 2016
Die Wände bestehen aus 1.000 alten Autoreifen, zudem sind Bierdosen und Glasflaschen in die Gebäudestruktur eingelassen. In Hohenlohe entsteht bis Februar diesen Jahres das erste Earthship Haus Deutschlands, das zu einem großen Anteil aus Abfallstoffen besteht. Die Gemeinschaft Tempelhof hat das Gebäude in der Nähe von Nürnberg geplant. Wenn es fertig ist, wird es auf 150 qm Platz für 25 Bewohner bieten und das bei einem Preis für die Fertigstellung von lediglich € 300.000.
Vom Dosenbau zum Selbstversorgerhaus
Die Idee zu einem öffentlich zugänglichen Experimentierraum für eine soziale und ökologische Skulptur stammt von dem US amerikanischen Architekten Michael Reynolds, der 1971 in der Wüste New Mexicos das erste Earthship aus Bierdosen gebaut hat. Seitdem wurde die Idee des Dosenbaus zu Gebäuden aus Müll für Selbstversorger weiterentwickelt. Fast 1.000 dieser „Erdschiffe“ wurden weltweit bislang realisiert. Die Baupläne können bei Reynolds Unternehmen „Earthship Biotecture“ in unterschiedlichen Modellen zwischen 1.000 und 8.000 US Dollar erworben werden.
Auch die Gemeinschaft Tempelhof hat nach den Plänen Reynolds gebaut. Neben fünf Earthship-Bauern haben mehr als 50 Freiwillige aus 17 Ländern auf der Baustelle mit angepackt. Die größte Herausforderung war aber nicht die Anzahl der helfenden Hände sondern die deutschen Bauvorschriften. So mussten Wege gefunden werden, Autoreifen, Glasflaschen und Hausmüll als Bauwerkstoff genehmigen zu lassen. Besonders schwierig war es mit der Zulassung des Wassersystems, das Regenwasser vier Mal nutzt, bevor es das Haus wieder verlässt. In Deutschland gibt es jedoch eine Vorschrift zur Abführung von Brauchwasser, wie nützlich es auch immer im Garten sein könnte.
Und so verbrachten die Bauherren viele Tage und Wochen damit, die Baupläne aus der Wüste New Mexicos in eine deutsche Form zu übersetzen. Das Wissen um die Nutzung von Abfallmaterial für ökologisches Bauen soll viel stärker in das Bewusstsein europäischer Architektur fließen, so der Gedanke der Earthship-Bauherren rund um den Architekten Ralf Müller. So lassen sich Autoreifen in Wänden gefüllt mit Lehm und Erde beispielsweise als thermische Speicher nutzen. Zentner schwere Energiebatterien sozusagen, die die Wärme im Sommer optimal speichern können und diese bei Kälte an die Umgebung wieder abgeben. Heizen soll nach dem Prinzip nicht nötig sein. Die Versorgung mit elektrischem Strom wird über eine Solaranlage auf dem Dach realisiert.
Erfahrensberichte, ein Bautagebuch und weitere Infos zur Umsetzung gibt es unter:
Bildquelle: Earthship Tempelhof
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