
Brückenintegrierte Windkraft
Italienische Architekten entwickeln Lösung für regenerative Energien an Brücken und Viadukten
28. August 2016
Die Windenergie hat heute einen Anteil am Energiemix Deutschlands von rund 10 Prozent des Stromverbrauchs. Sie ist mit 38 Gigawatt installierter Leistung einer der Treiber der Energiewende hin zu einer vollständigen Versorgung durch regenerative Quellen. Da die begehrten Onshore-Plätze für das Aufstellen von Windrädern mittlerweile vergeben sind und sich der weitere Ausbau vielerorts aufgrund von Bürgerinitiativen verlangsamen kann, werden derzeit Alternativkonzepte entwickelt. Zu diesen zählen auch gebäudeintegrierte Systeme, für die keine neuen Flächen bereitgestellt werden müssen. Eine besonders raffinierte Lösung aus Kombination von Solarsystemen an der Straße und gebäudeintegrierten Windturbinen kommt vom italienischen Architekturbüro Coffice. Unter dem Projektnamen „Solar Wind“ haben die römischen Architekten eine Konstruktion zur Integration von Turbinen in baufällige Brücken und Viadukte präsentiert und damit den zweiten Platz in der Solar South Park Online Competition belegt.
Brückenwindanlage kann Energie für bis zu 500 Haushalte liefern
Die Architekten beziehen sich mit ihrer Lösung auf besonders schützenswerte Landstriche oder dicht besiedelte Regionen, wo die Neuinstallation von Windkraftanlagen nicht leicht zu realisieren ist. Konkret könnten Turbinen in die Viadukte der Autobahn zwischen Reggio Calabria und Salerno im Süden Italiens integriert werden, an denen wegen der besonderen Höhe ein konstanter Windstrom festzustellen ist. Neben der Installation von Windrädern beinhaltet das Konzept, Gewächshäuser und Solarzellen an und über den Straßen anzubringen, und damit die Energieausbeute weiter zu erhöhen.

Grafik: Windsolar Konzept (Quelle: Coffice)
Die grundsätzliche Machbarkeit wurde durch britische und spanische Experten im Rahmen von Computersimulationen an der Juncal-Talbrücke auf Gran Canaria für brückenintegrierte Windkraft bereits nachgewiesen. Ingenieure aus Deutschland und Österreich sehen das Konzept allerdings aufgrund der fehlenden Höhe im Vergleich zu den bis zu 200 m aufragenden hiesigen Windkraftanlagen skeptisch. Lediglich in Föhnwetterlagen könnten Brückenturbinen wirtschaftlich betrieben werden, so die Einschätzung der mitteleuropäischen Experten. Man darf also gespannt darauf sein, wann und wo eine erste brückenintegrierte Windkraftanlage installiert werden wird.

Bild: Windsolar am Mittelmeer (Quelle: Coffice)
Bild: Brückenintegrierte Windkraftanlagen (Quelle: Coffice)
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