Karosseriebauteile aus Holz
Buchenholz für den automobilen Leichtbau
23. September 2012
Beim Wandel vom Verbrennungsmotor zu alternativen Antriebskonzepten wird es in den nächsten Jahren vor allem auf innovative Konstruktionen, Materialien und Technologien ankommen, durch die das Fahrzeuggewicht reduziert werden kann. Der Ausstoß von Kohlendioxid würde verringert und die Reichweite batteriebetriebener Autos könnte erhöht werden. Forscher an der Universität Kassel haben nun einen Werkstoff ausfindig gemacht, der schon zu Beginn der automobilen Entwicklung im Karosseriebau Verwendung fand: Holz!
Holzformteile als Multi-Material-Systeme
Um zunächst Bauteile der Karosserie zu identifizieren, die sich besonders gut mit den aktuellen Technologien aus einem holzbasierten Multimaterial fertigen ließen, wurde an der Universität Kassel das Projekt „Holzformteile als Multi-Material-Systeme für den Einsatz im Fahrzeug-Rohbau“ (HAMMER) ins Leben gerufen. Nach Auffassung der beteiligten Forscher könnten künftig wesentliche Strukturelemente wie Autositze, Türen, Fahrzeugböden und -säulen mit Holz hergestellt werden. Um Verrottung und Brandgefahr der holzbasierten Bauteile auszuschließen, arbeiten die Wissenschaftler zudem an einer speziellen Imprägnierung. Der Prototyp für Bauteile aus Holz soll in spätestens 18 Monaten präsentiert werden.
Vor allem das einheimische Buchenholz mit einem geringen Harzanteil würde sich laut Aussage der Wissenschaftler besonders gut für industrielle Anwendungen eignen. Die Gründe für die Materialwahl sind vielfältig:
– Holz ist ein natürlicher Rohstoff, biologisch abbaubar und lässt sich recyceln.
– Holzbauteile wiegen nur ein Zehntel im Vergleich zu denen aus Stahl bei gleicher Größe.
– Holz hat zwar nur ein Drittel der Festigkeit von Stahl, lässt sich aber aufgrund seiner Faserstruktur gut mit anderen Stoffen verbinden und durchbruchsicher machen zum Beispiel mit Textilien und Metallfolien.
– Holz ist ein reversibel verformbares Material und kann durch seine Verformbarkeit sehr gut Crashenergie aufnehmen.
– Die Verarbeitung und Herstellung von Holzbauteilen ist weniger kostenintensiv, energiesparender und der Transportaufwand fällt geringer aus.
– Zudem ist die Maschinentechnologie in der Möbelindustrie vorhanden.
HAMMER wird im Rahmen des Förderprogramms „WING – Werkstoffinnovationen für Industrie und Gesellschaft“ noch bis 2015 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt. Projektpartner der Universität Kassel sind das Fraunhofer-Institut für Holzforschung WKI, die sachs engineering GmbH, die Fritz Becker KG und die Volkswagen AG Werk Kassel.
Bild: Autokomponenten aus Holz (Foto: Fritz Becker)
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