Mehr als nur Nahrung
Lampen und Möbel aus Algen
Design Report
1-2015
Verlag
Rat für Formgebung Medien (Frankfurt)
Algen findet man in allen Weltmeeren und auf allen Kontinenten. Schätzungsweise 80 Prozent der weltweiten Sauerstoffproduktion gehen auf mikrobiologische Prozesse beim Algenwachstum zurück. Im ostasiatischen Raum werden sie als Nahrungsmittel, in westlichen Kulturkreisen in der Kosmetikindustrie oder zur Energieproduktion genutzt. Im Kontext zunehmender Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit scheint sich die abwechslungsreiche Pflanzengattung nun auch zum Lieblingsmaterial vieler Designer zu mausern.
Natriumalginate mit Gelierwirkung
Doch der Einsatz von Algen im Konsumgüterbereich birgt einige Herausforderungen: Denn nach dem Trocknen verändert sich die Pflanze in ihrer Elastizität zu einem brüchigen und fragilen Material. Auch die Verwendung von Algenpigmenten ist nur eingeschränkt möglich, da diese nicht lichtbeständig sind und ihre Farbe verlieren. Nachteile dieser Art lassen sich nur durch chemische Zusatzstoffe wie Acrylbindern ausgleichen.
Während einige Akteure der Kreativbranche von den Schwächen ihrer Projekte mittels aufgehübschter Präsentationen abzulenken verstehen, wie jüngst bei namhaften Preisverleihungen zu sehen war, meistern andere die Schwierigkeiten mit Ausdauer und Forscherintelligenz. Die Produktdesigner Jonas Edvard und Nikolaj Steenfatt aus Kopenhagen etwa zeigen mit „The Terroir Project“ die Neuentwicklung eines Biokomposits aus Algen und Papier. Verwendet werden Algen die sie an der Küste vor ihrer Haustür einsammeln, trocknen, zu Pulver mahlen und unter Hitzeeinwirkung zu einem Kleber kochen. Dabei werden Natriumalginate extrahiert, die eine Gelierwirkung haben. In Kombination mit Papier entsteht so ein biologisch abbaubares Verbundmaterial, welches von der Haptik an Kork erinnert und das die Designer zu Lampenschirmen und Stuhlschalen verarbeiten. Unterschiedliche Farben entstehen, vergleichbar dem Brauprozess von Bieren, durch die jeweilige Algenart. Der hohe Salzgehalt der Meerespflanzen reduziert die Entflammbarkeit der Produkte.
Bild: Terroir (Quelle: Jonas Edvard)
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