Kleben ohne Kleber
Entwicklungsschwerpunkte der Klebstoffindustrie
form 221
Juli/August 2008
Verlag
Birkhäuser (Basel)

Klebstoffe können heute viel mehr, als nur zwei Teile miteinander verbinden. Sie wirken flammhemmend, können Strom leiten – oder werden sogar ganz überflüssig. Derzeit machen Textilien von sich reden, die ohne Kleber auf fast jedem Untergrund haften.
Nicht ganz zufällig tragen die Hafttextilien (so genannte „adhesive textiles“), die Création Baumann auf den Markt gebracht hat, den Namen Gecko: Eine speziell strukturierte Silikonbeschichtung sorgt für die entsprechende Haftung, und man kann das Textil mehrere Male ablösen und wieder aufbringen, ohne dass es Rückstände gibt. Voraussetzung dafür ist lediglich eine porenfreie Oberfläche. Das kann Glas sein, aber auch Metall oder Kunststoff. Gecko lässt sich beispielsweise dort verwenden, wo Sicht- und Blendschutz gefragt sind, architektonische Vorgaben jedoch keine Vorhänge, Rollos oder Paneele erlauben. Besonders erprobt ist die Anwendung auf unstrukturiertem Floatglas, auf Glasfassaden und Trennwänden. Erstaunliche neue Forschungsergebnisse gibt es aber auch da, wo es um wirkliche Klebesubstanzen geht.
An der FH Kiel wird derzeit an einem elektrisch leitenden Kleber gearbeitet, dessen Einsatz das Weichlöten ersetzen könnte. Silberpartikel in Nanodimensionen, die der Masse beigemischt werden, ermöglichen neben der exzellenten elektrischen Leitfähigkeit auch eine hohe Formstabilität bei großen Temperaturschwankungen. Der Silberkleber ist sehr widerstandsfähig gegen mechanische Belastungen und bewahrt auch unter extremen Bedingungen seine Leitfähigkeit.
Um ein anderes Problem kümmern sich Wissenschaftler am Fraunhofer IFAM in Bremen und bei SusTech in Darmstadt: Bisher hatten Industriekleber den Nachteil, dass sie im Gegensatz zu normalen Klebstoffen für Haushalt oder Modellbau erst nach Zuführung von Wärme aushärteten. Dazu ist ein Ofen oder Heißluftstrom erforderlich, der Aushärtevorgang ist zeitintensiv, und die zugeführte Wärme belastet die Bauteile in der Nähe der Klebefläche. Um hier Abhilfe zu schaffen, entwickeln die Wissenschaftler gerade einen Kleber, in dem magnetische Nanopartikel enthalten sind. Diese erwärmen sich in einem magnetischen Umfeld und beschleunigen den Klebevorgang. So braucht man weniger Energie und kann wegen der geringen Wärmebelastung auch besonders wärmeempfindliche Teile verkleben – weshalb sich der neuartige Kleber gut für Leichtbaukonstruktionen eignen dürfte.
Eine weitere Alternative für hochtemperaturbelastete Bauteile bietet jetzt 3M an: Das Verbindungssystem 5958FR ist ein Klebeband aus Acrylschaum, das dank seiner flammhemmenden Eigenschaften Schrauben, Schweißnähte oder Nieten auch dort ersetzen kann, wo strenge Brandschutzbestimmungen geklebte Verbindungen bisher unmöglich machten. Das Klebeband bietet nicht nur der Fahrzeugindustrie, sondern auch Architekten neue Möglichkeiten, wenn es um die Planung von Isolationen, um Brandschutzfenster, Innentrennwände oder Aufzüge geht.
www.fh-kiel.de
www.ifam.fraunhofer.de
www.3m.com
www.creationbaumann.de
Bildquelle: Creation Baumann
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