
Phasenwechselmaterialien reduzieren Energieverbrauch
PCM für effizientes Thermomanagement
12. August 2025
Phasenwechselmaterialien (Phase Change Materials PCM) können eine bedeutende Rolle für effizientes Thermomanagement spielen. Denn mit ihrer Hilfe lässt sich Energie einsparen. Forschende am Fraunhofer ISE entwickeln zusammen mit Industriepartnern Emulsionen aus Phasenwechselmaterialien und Wasser für die Gebäudeklimatisierung und die Kühlung von Industriemaschinen. Die neuen PCM-Emulsionen erreichen die doppelte Speicherdichte von Wasser.
Phasenwechselmaterialien PCM mit verschiedenen Schmelztemperaturen
Wasser hat sich als Wärmeträger bewährt, wenn es beispielsweise darum geht, Wärme vom Heizkessel zum Heizkörper zu transportieren oder Kühldecken mit Kälte zu versorgen. Doch glauben Forschende am Fraunhofer ISE in Freiburg an Alternativen und entwickeln im Projekt „Optimus“ gemeinsam mit Partnern aus der Industrie PCM-Emulsionen mit hoher Speicherdichte für den Einsatz in Gebäuden und der Industrie, aber auch für die Anwendung in Wärmepumpensystemen und zur Batteriekühlung in Kraftfahrzeugen.
Die PCM-Emulsionen sind ein Mix aus Paraffinen und Wasser oder Wasser-Glykol-Mischungen, die vor allem im mobilen Bereich eingesetzt werden. Dabei sorgt das beige-mischte Glykol zudem für Frostsicherheit. Die Forschenden verwenden Paraffine, die in Wasser oder den Wasser-Glykol-Mischungen dispergiert bzw. emulgiert werden. Tenside stabilisieren die sehr fein im Wasser verteilten Paraffintröpfchen, wodurch die thermisch-mechanische Stabilität erreicht wird. Die Emulsionen nutzen die hohe Energiedichte von Paraffinen während der Phasenumwandlung von fest zu flüssig.
„Indem wir die Paraffine in Wasser emulgieren, können sie unabhängig von ihrem Phasenzustand in der hergestellten Emulsion flüssig bleiben und als Wärmeträgerflüssigkeiten in Wärme- und Kältenetzen genutzt werden, also durch Rohrleitungen gepumpt werden. Während des Phasenwechsels nehmen die PCM große Mengen an Wärme auf oder geben sie ab, ihre Temperatur bleibt dabei konstant“, erläutert Stefan Gschwander, Wissenschaftler am Fraunhofer ISE. So können die Forschenden im Schmelzbereich des PCM bei gleichem Volumen die doppelte Speicherdichte von Wasser erzielen.
Neben ihrer hohen Speicherdichte zeichnen sich PCM-Emulsionen durch eine Reihe weiterer Vorteile aus: Aufgrund ihrer hohen Wärmespeicherfähigkeit können Anlagen mit PCM platzsparender konzipiert werden. Besonders bei geringen Temperaturspreizungen bieten sie hohe Wärmekapazitäten. „Der Einsatz von PCM ist vor allem bei Anwendungen interessant, die nur eine geringe Temperaturspreizung zulassen, beispielsweise der Gebäudekühlung oder Klimatisierung. Konventionelle Klimasysteme mit Wasser als Wärmeträger benötigen hohe Volumenströme und große Speichervolumen. Hier spielen PCM ihren Vorteil aus“, so Gschwander.
Im Projekt entwickeln die Partner passende PCM-Emulsionen mit Schmelztemperaturen zwischen 12–18 Grad Celsius, 20–28 Grad sowie 45–50 Grad für jede Anwendung, sei es Gebäudeklimatisierung, Industrieanlagen, Batteriekühlung oder Wärmepumpe. Alle entwickelten Emulsionen wurden bereits in einem hydraulischen Testkreis mit Zentrifugalpumpe, verschiedenen Ventilen, Membranausgleichsgefäß und Plattenwärmeübertrager thermomechanisch getestet. Sie können bis zu 100 000 Zyklen überstehen. Dabei haben die Forschenden die PCM-Emulsionen zunächst im Labormaßstab mit Herstellungsmengen von bis zu fünf Litern entwickelt, charakterisiert und getestet. Anschließend wurden die Rezepturen in den Technikumsmaßstab überführt und Mengen von bis zu 100 Litern hergestellt.
Ein weiteres Upscaling der PCM-Emulsionen in den Kubikmeter-Maßstab ist in Zusammenarbeit mit dem Industriepartner H&R Wax & Specialties GmbH geplant. Ziel ist es, die PCM-Emulsionen in großem Maßstab herzustellen, um sie in Kältespeichern zur Gebäudeklimatisierung oder Prozesskühlung zu demonstrieren. Zunächst werden die PCM-Emulsionen für zwei Demonstrationen zur Verfügung gestellt: Zum einen wird in der Heizperiode die Abwärme von Serverräumen eines Gerichtsgebäudes gespeichert und später über die PCM-Emulsion der Zuluft zugeführt und so dem Gebäude zur Beheizung zur Verfügung gestellt.
In einer zweiten Anwendung sollen Spritzgussmaschinen gekühlt werden und die zu Spitzenlastzeiten gespeicherte Wärme soll nachts an die kühle Außenluft (freie Kühlung) wieder abgegeben werden. »Derzeit optimieren wir unsere Rezepturen, um noch höhere Stabilitäten und Speicherdichten zu erzielen«, sagt der Forscher.
Bild: Herstellung von PCM-Emulsionen im Labor (Quelle: Fraunhofer ISE)
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