Mit Rohrkolben gegen die Klimakrise
Wiedervernässte Moore bilden die Grundlage für Baumaterialien
6. November 2023
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) setzt beim Kampf gegen die Klimakrise auf die Wiedervernässung von Mooren und fördert innovative Modell- und Demonstrationsvorhaben, die dazu beitragen können. Im Vorhaben „RoNNi“ geht es um die nachhaltige Erzeugung und Verwertung von Rohrkolben auf Niedermoorstandorten in Niedersachsen. Insgesamt zwölf Teilprojekte erhalten dabei ein Fördervolumen von 11 Millionen Euro aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF).
Rohrkolben und wiedervernässte Moore sind unsere natürlichen Verbündeten
„Moore binden weltweit mehr als doppelt so viel Kohlenstoff, wie sämtliche Wälder auf der Welt zusammen. Wiedervernässte Moore sind deshalb unsere natürlichen Verbündeten beim aktiven Klimaschutz,“ erklärt Bundesminister Cem Özdemir. „Viele Bauernfamilien wirtschaften seit Generationen auf Moorböden. Unser Motto muss sein: „Schützen, was wir nutzen“ – damit schaffen wir für die Landwirtinnen und Landwirte Anreize für einen echten Moorbodenschutz.“
„Mein Ziel ist es, möglichst viele Partner mitzunehmen: Für die Höfe muss es sich lohnen, Moore wiederzuvernässen und damit aktiv zum Klimaschutz beizutragen. Dafür machen wir der Landwirtschaft ein Angebot und werden der erbrachten Klimaleistung einen Wert geben. Wir brauchen Projekte, die sich direkt in die Praxis umsetzen lassen, die Innovationen in die Fläche bringen und damit den Klimaschutz fördern.“
Ziel des Modell- und Demonstrationsvorhabens RoNNI ist die Transformation der Bewirtschaftung von entwässerten, landwirtschaftlich genutzten Niedermoorböden hin zu einer klimaschonenden, moorbodenkonservierenden Nassbewirtschaftung durch den Anbau von Rohrkolben. Hierzu soll in zwei Modellregionen die großflächige, qualitätsoptimierte Erzeugung von Rohrkolben und die Verwertung der Biomasse als Baustoff und als Gartenbausubstrat entwickelt, demonstriert und für die Vermarktung vorbereitet werden.
Als Naturfaserdämmung mit natürlicher Brandschutzeigenschaft hat die Rohrkolbenpflanze einen vier Mal höheren Ernteertrag als zum Beispiel Holz. Zudem kann sie ohne Dünger auf trockengelegten Moorgelände kultiviert werden. Die diffusionsoffene Struktur wirkt sich mit einem natürlichen Feuchtemanagement positiv auf das Raumklima aus. Rohrkolben- Dämmmaterial ist zur Wärmisolierung von Fassaden, Dachböden und Dächern geeignet und kann der Brandschutzklasse B2 zugeordnet werden.
Am Fraunhofer WKI werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Versuche vornehmen, aus Rohrkolben Schäume herzustellen. Die Forschenden knüpfen an die Erfahrungen mit dem Holzschaum an, der am Fraunhofer WKI entwickelt und patentiert wurde und vollständig aus Holz besteht. Da auch Einjahrespflanzen und andere Biomasse für die Herstellung von Holzschaum genutzt werden können, soll im Projekt „RoNNi“ das Verfahren auf die Nutzung von Paludi-Biomassen übertragen und Typhaschäume entwickelt werden.
Bild: Rohrkolben (Foto: FNR/Spittel)
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