Licht beeinflussende Materie

Zwischen Transparenz und Retroreflektion

form 232
Mai/Juni 2010


Verlag

Birkhäuser (Basel)

Seit Áron Losonczi Beton lichtdurchlässig machte, scheint unsere klassische Vorstellung von fester Materie auf den Kopf gestellt. Inzwischen kann man auch Holz durchleuchten, Steinwände reflektieren Licht und Böden glühen in den unterschiedlichsten Farben. Luminoso etwa ist ein Holzwerkstoff, den man als transparente Trennwand oder als Projektionsfläche hinterleuchteter Bilder verwenden kann. Erreicht wird die neue Qualität durch Glasfasermatten, die mit PU-Leim schichtweise zwischen dünne Holzplatten geklebt werden.

Durch Wahl der Holzart sowie des Abstands und der Stärke des Leuchtgewebes kann der Grad der Lichtdurchlässigkeit beeinflusst werden. Ergebnis ist ein surreales Raumerlebnis – sogar Filme lassen sich durch das Material hindurch projizieren. Gerade bei Materialien mit besonderen optischen Effekten scheinen dem Ideenreichtum der Entwickler keine Grenzen gesetzt. So wird am Lehrstuhl der Künstlerin Heike Klussmann an der Universität Kassel mit den Spezialisten von G.tecz derzeit der Reflexbeton BlingCrete entwickelt. Durch in die Gesteinsoberfläche eingebettete Mikroglaskugeln erhält das Material retroreflektierende Eigenschaften: Einfallende Lichtstrahlen werden präzise in die Richtung zurückgegeben, aus der sie kommen. Verwendung finden soll BlingCrete etwa in der sicherheitstechnischen Kennzeichnung von Kanten und Gefahrenstellen sowie der Gestaltung baulich integrierter Leitsysteme.

Möchte man Gesteinsböden mit optischen Effekten ausstatten, so kann man auf die lumineszierenden Partikel von Ambient Glow Technology zurückgreifen. Diese lassen sich in Beton, Zement oder Terrazzo einbringen. Lediglich zehn Minuten Lichteinstrahlung genügen, um nachleuchtende Effekte von bis zu zwölf Stunden zu erzeugen. An einem ganz anderen optischen Phänomen arbeiten gerade Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie: Sie wollen Materie für das menschliche Auge unsichtbar machen – wie mit einer Tarnkappe. So genannte Metamaterialien haben eine Oberfläche mit einer sich regelmäßig wiederholenden Nanostruktur, die kleiner ist als die Wellenlänge von Licht; Strahlung wird so um das Objekt herumgeführt, das Material wird abgeschirmt und erscheint unsichtbar. Mal sehen, wann wir die ersten unsichtbaren Möbel nicht sehen werden.

www.luminoso.at
www.uni-kassel.de
www.gtecz.com
www.ambientglowtechnology.com
www.kit.edu

Bildquelle: Luminoso