Nachhaltige Textilien mit Kiefernnadeln
Verfahren zur Nutzung organischer Abfälle aus heimischen Wäldern
21. April 2014
Laut „Living Planet Report 2012“ wird sich der derzeitige Ressourcenverbrauch mit steigender Weltbevölkerung ausgehend von den heutigen Standards bis 2050 nochmals verdoppelt haben. Vor allem die industriellen Gesellschaften leben auf Pump, diese Kenntnis ist seit Jahren bekannt. Gestoppt werden könnte diese Entwicklung entweder mit einer radikalen Veränderung unserer Lebensgewohnheiten oder mit einem Verständnis von Produktkultur und Produktionssystematik auf der Basis geschlossener Materialkreisläufe. Seit einiger Zeit werden vor allem die Potenziale der Bioökonomie, Möglichkeiten zur Steigerung der Ressourceneffizienz und Upcyclingpotenziale immer stärker diskutiert. Und insbesondere die junge Generation der Designer strebt nach einem neuen Verständnis für die Verwendung von Materialien über den gesamten Kreislauf eines Produkts. Dabei rücken sie bislang nicht genutzte organische Abfallprodukte in den Kontext ihrer Entwicklungen und kommen zu erstaunlichen Ansätzen. Entwürfe sollen auf Basis natürlicher Ressourcen entstehen, die sich am Ende der Lebensdauer auf biologische Weise abbauen lassen.
Industrielle Freilegung der Fasern
So hat sich die Designerin Katharina Jebsen in ihrer Masterarbeit an der Kunsthochschule Halle auf Kiefernnadeln fokussiert, um neue Verarbeitungsmethoden für Textilien zu entwickeln und die Möglichkeiten bei der Verwendung der Ressource zu erweitern. Eine industrielle Nutzung ist heute lediglich aus dem Bereich der Pharmazie bekannt. „Meine Vorstellungen reichen dabei von Garnen für Interieur und Bekleidung, Platten für den Innenausbau, Furniere, bis hin zu individuellen dreidimensionalen Formen.“, deutet die Designerin aus Leipzig die Potenziale für Textil- und Möbeldesigner an.
Jebsen spaltete die Nadeln mit Hilfe verschiedener Verfahren, stellte Fasermaterialien und Papiere her und führte Versuche mit Materialmischungen durch. Gute Ergebnisse wurde vor allem beim Druck der in den Nadeln enthaltenen Naturfarbstoffe auf textile Stoffe erzielt. In einem nächsten Schritt soll ein Verfahren für die industrielle Freilegung der Faser im Nadelblattinneren und deren Weiterverarbeitung zu Garnen und textilen Flächen entwickelt werden. Ein Forschungsprojekt befindet sich derzeit in Planung.
Die Arbeiten von Katharina Jebsen waren 2013 für den Bundespreis Ecodesign nominiert.
Bild: Druck einer Kiefernnadel-Acrodurmischung auf Leinenmischgewebe (Foto: Sina Müller)
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