Kondome aus Gras

Nanozellulose aus dem Outback zur Verstärkung von Latex

30. Dezember 2016

Forscher der Queensland Universität in Australien nutzen Gras aus dem Outback, um Latexprodukte wie Kondome oder auch Handschuhe dünner und zugleich belastbarer zu machen. Sie gewinnen Nanozellulose aus Spinifex, einem Süßgras aus den Trockenregionen Australiens, und geben diese als Additive herkömmlichem Latex hinzu.

Graszellulose erhöht Druckfestigkeit um ein Fünftel

Nach Angaben des Forscherteams rund um den Wissenschaftler Prof. Darren Martin hält das Latex-Gras-Gemisch 20 Prozent höhere Druckbelastungen stand und lässt eine Volumenerweiterung von bis zu 40 Prozent zu. Um die Nanozellulose zu gewinnen, wird das Gras zunächst klein gehäckselt und mit Natriumhydroxid zerdrückt. Die entstandene Masse wird anschließend unter hohem Druck durch extrem kleine, kreisrunde Öffnungen gepresst, um die Nanofasern aus dem Papierpulpe ähnlichen Brei herauszulösen. Die kleinen Fibrillen und Kristalle aus Zellulose weisen hervorragende Eigenschaften auf. Sie finden Verwendung als Implantate in der Medizintechnik oder als Verstärkungskomponente in Kompositmaterialien wie z.B. im Verbund mit Latex.

Die Forscher aus Australien sehen vor allem für die Herstellung von Kondomen großes Potenzial. So könnten ultradünne Kondome für mehr Akzeptanz in Ländern sorgen, in denen Geschlechtskrankheiten wie HIV ein ernstes und dauerhaftes Problem sind. Angestrebt wird ein Kondom, dass so dünn wie ein menschliches Haar ist. Anfang 2016 konnten bereits Kondome mit einer Dicke von lediglich 45 Mikrometern erfolgreich hergestellt werden. Auch in der Medizin könnte das extrem dünne Material für mehr Bewegungsfreiheit und Gefühl für Operationshandschuhe sorgen.

www.aibn.uq.edu.au

Bild: Latex-Gras Komposit im Text (Quelle: Queensland University)