Happaratus
Power-Handschuh für den Modellbau
Design Report
5-2016
Verlag
Rat für Formgebung Medien (Frankfurt)
Beim Modellbau greifen Designer auf eine Vielzahl von Materialien zurück – Hartschäume, Gips, Beton, Holz und natürlich Kunststoff. „Happaratus“ ist ein Werkzeug, mit dem selbst harte Materialien wie Stein quasi von Hand bearbeitet werden können.
Elektrisch angetriebene Schleifkissen
Bei der Umsetzung von Prototypen gibt es zwei sehr unterschiedliche Herangehensweisen. Die technikaffinen Designer gestalten ihr Modell am Computer und lassen es von Maschinen fräsen, sägen oder auch 3D-drucken. Die Materialverliebten hingegen brauchen die Nähe zum Werkstoff und das haptische Feedback im Gestaltungsprozess. Im Rahmen seiner Abschlussarbeit am Royal College of Art präsentiert der Däne Morten Grønning ein Tool, mit dem sich harte Materialien mit den eigenen Händen und ohne großen Kraftaufwand bearbeiten lassen. Ein Handschuh mit elektrisch angetriebenen Schleifkissen an den Fingerspitzen macht dies möglich. Grønning hat ihn „Happaratus“ genannt.
Zunächst träumte der Designer von einem Werkzeug, das über die gesamte Handfläche Material abnehmen kann. Erste Tests mit Mikrovibratoren schlugen fehl, da die einseitige Vibrationsrichtung das Werkstück zu stark in Schwingungen versetzte und kein sauberes Ergebnis zuließ. Der aktuelle Prototyp sieht aus diesem Grund zwei sich gegeneinander bewegende Schleifpapierkissen an den Fingerspitzen vor. Die Vibration wird gesperrt und lässt eine außergewöhnliche Kontrolle und einen hohen Wirkungsgrad während der Bearbeitung zu.
Durch Aufsätze an Daumen, Zeige- sowie Mittelfinger distanziert sich der Nutzer nicht von dem Material. Er kann das haptische Feedback direkt erfassen und die Grenzen der Werkstoffbearbeitung individuell verschieben. Aufsätze aus Stahl oder Wolframcarbid lassen eine Bearbeitung von Holz, Beton oder gar Stein zu. Vor allem in der Nachbearbeitung von komplexen 3d gedruckten Geometrien sieht Grønning die Manövrierfähigkeit der menschlichen Hand als entscheidenden Vorteil.
Bildquelle: Morten Grønning
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